Kopfschuss in Guatemala

Amnesty ist mehrheitsfähig. Künstler, die die Revolution verlernt haben, aber trotzdem nicht ganz auf politisches Bewusstsein verzichten wollen, rufen ihre Konsumenten zur Unstützung Amnestys auf. Hier Mitglied zu werden, stellt den eindeutig einfachsten Weg zur eigenen Rechtfertigung da: Nicht nur Bands wie U2 üben so Selbstgerechtigkeit, auch der Midlife-crisis geschüttelte Bürger rettet noch mal die Welt wie die Castorgegner in Gorleben.

Ferner spielt die Aufbesserung der Biographie eine nicht unerhebliche Rolle in der Motivation zum Engagement bei Amnesty. Wenn der zukünftige Chef schon nicht politisch auf einer Linie mit einem ist, dann werden die Aktivitäten für Menschenrechte und Unterdrückte ihn sicherlich ködern.

Schon in der 10. Klasse nervte mich eine Mitschülerin unglaublich mit ihren Unterschriften-Sammlungen für getötete Journalisten in Guatemala. Der Kopfschuss dort in Annalen der Schulzeit ein. Und was hat es genützt? Leben die Journalisten wieder? Hat das Morden geendet?

An die jeweiligen Regierungen Petitionen zu schreiben und diese mit zahlreichen Unterschriften zu untermauern, führt offenkundig zu gar nichts. Schreibt dem Weihnachtsmann Protestbriefe – vielleicht hat er ja ein offenes Ohr.

 

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